Das Nilpferd (08.07.1999)
Ein Nilpferd schwamm im Ganges bereits geraume Zeit weil der Ganges lang ist und das Nilpferd breit. Da wurd’ der Ganges schmäler und demzufolge floss das Wasser immer schneller und mit ihm auch das Ross. Am Wasserfall anschließend, da war es dann soweit, erreichte das Pferd fließend die Höchstgeschwindigkeit. Dem völlig losgelösten Nilpferd das gefällt, es machte wohl den größten Bauchplatscher der Welt.
Der Swimmingpool (04.07.2000)
Ich war an einem Swimmingpool, da freute ich mich sehr auf einen Sprung vom Beckenrand, jedoch der Pool war leer. Benommen kam ich wieder raus und sah das Schild dann leider: „Außer Betrieb! Der zweite Pool ist zwanzig Meter weiter.“
Kannibalen (11.07.2001)
Es gab in einem fernen Land mal einen Stamm von Kannibalen der es besonders lustig fand die Opfer vorher anzumalen. Nachdem die armen Menschen starben hat man sie künstlerisch verziert, mit Lack oder mit Wasserfarben nach Lust und Laune vollgeschmiert. Sie nannten es ihr Markenzeichen, mit Farbe für den Appetit was auf die bleichen Leichen streichen – das Auge isst ja schließlich mit. Es ging bis hin zu Wettbewerben und dort war das erklärte Ziel auch alles möglichst bunt zu färben damit es der Jury gefiel. Vor lauter kunstvoll-farbig Toten da konnte man schon mal vergessen die grünen, gelben und die roten vor sie verwesten auch zu essen. Auch wenn sie ungenießbar rochen hat man sie trotzdem ungefragt beim Festmahl dann bis auf die Knochen genüsslich schmatzend abgenagt. Es dachte keiner beim Bemalen, dass Frischfleisch ziemlich schnell verdarb weshalb das Volk der Kannibalen qualvoll an Botulismus starb.
Flucht aus der Küche (22.04.2002)
Ein Zuckerstück und eine Butter planten eine Reise, auf Zehenspitzen, unbemerkt entfernten sie sich leise; aufgrund immenser Todesangst und stechender Gerüche flohen sie so schnell es ging gemeinsam aus der Küche. Die Butter rief: „Los weg von hier!“, der Zucker drauf entgegnet: „Ich gehe ungern vor die Tür, vor allem wenn es regnet; denn komm’ ich einem Wassertropfen auch nur in die Nähe, gerat’ ich völlig außer Form, weil ich dann ja zergehe.“ Er bat die Butter eindringlich: „Ach, warte doch noch bitte bis die Sonne wieder scheint, dann: nichts wie weg – ab durch die Mitte!“ Die Butter sprach: „Da kommen wir vom Regen in die Traufe, Sonnenschein ist gar nicht gut, weil ich doch dann verlaufe…“ Vor lauter Diskutieren waren sie nicht gut versteckt, und darum – jammerschade – hat der Koch die zwei entdeckt. Im Kaffee und auf Butterbrot sind beide dann verblichen, anstatt verflixt und zugenäht: verrührt und aufgestrichen!
Relativ (08.07.2002)
Der Mensch erscheint so klein wie’n Wurm verglichen mit dem Eiffelturm; verglichen mit ‘nem Wurm ist bloß der Mensch ganz plötzlich riesengroß. Was ich damit mein, ist, dass so’n Wurm echt klein ist.
Der Aufreißer (25.04.2004)
Adrett gestylt, mit Gel im Haar, betret’ ich abends eine Bar. Mein Kennerblick schweift ringsherum, sondiert dezent das Publikum. In all der Frauen Anbetracht freu ich mich schon auf diese Nacht; der Vorsatz muss für heute heißen, ganz sicher noch was aufzureißen. Kaum sitze ich, betreibt die Dame links neben mir Kontaktaufnahme; sie fragt, ob ich zur Zigarette für sie entsprechend Feuer hätte. Charmant, humorvoll, eloquent – wie man mich schon seit Jahren kennt – erklär’ ich ihr, dass ich nicht rauche und so kein Feuer hab und brauche. Dann meint sie, würde es nicht schaden, sie auf Champagner einzuladen. Erstaunt von so viel Dreistigkeit macht sich in mir nun Ärger breit: „Es tut mir leid, das mit dem Feuer, doch Schampus ist ja viel zu teuer! Ich will doch hier nur einen heben und nicht wie Fürst von Großkotz leben.“ Sie ruft erzürnt: „Hey Jean, hey Bill, hier ist jemand, der gehen will!“ Sogleich seh’ ich, vom Schreck benommen, schon zwei Gorillas näherkommen. Nun wird mir auch ganz plötzlich klar, dass dies kein Ort zum Baggern war, die Frauen geben sich vielmehr für Bargeld ohne Flirten her. Und dann befördern Bill und Jean mich aus dem Etablissement. „Zwei gegen einen – das ist fies!“ denk ich mir vor der Tür im Kies und seh, ich habe einen großen, tiefen Riss in meinen Hosen. Zufrieden sind Stolz und Gewissen: Ich hab ja doch was aufgerissen.
Ober (11.09.2018)
Der Oberkellner Josef spricht zur Zenz, auf die er sehr erpicht: „Egal, was du von mir erwart’st, ich bin leider kein Oberarzt und werde wohl auch nicht so bald zu einem Oberstaatsanwalt. Hingegen bin ich doch tatsächlich in größtem Maße oberflächlich. Denn eines find ich obergeil: Frauen ohne Oberteil; vorausgesetzt sie ham ‘ne g’scheite, ansehnliche Oberweite.“ Darauf meint dann die Zenz zum Sepp: „Für mich bist du der Oberdepp!“
Der Profi (31.07.2021)
Es klingelt und ich renn zur Tür: Mein Amazon-Paket ist hier! Der grimmig dreinblickende Bote bekommt von mir ‘ne schlechte Note, weil stets – bei all seinen Besuchen – hör ich ihn draußen übel fluchen. Wann immer er Pakete bringt hat er, so abgehetzt er klingt – Altbauwohnung, 5. Stock – auf seine Arbeit keinen Bock. Ich sag ihm, als er sich entfernt, noch: „Hättest halt was G’scheites g’lernt!“ und zieh mir mein Paket ins Haus – das sieht ja ganz schön wuchtig aus! Zum Aufbau steht vor mir parat: ein hochmodernes Trimmdichrad. Das erste Pflaster brauch ich schon gleich mal beim Öffnen vom Karton. Mit Arbeit läuft die Zeit geschwind, nach einer halben Stunde sind die Teile auf dem Flur drapiert und sofort habe ich kapiert, wie sie korrekt verschraubt gehören, weil Anleitungen Profis stören. So werkle ich bis in die Nacht am Ergometer mit Bedacht; ich schraub am Rad und es nimmt dann teils kuriose Formen an. Erscheint mir etwas allzu krumm schraub ich es auf und baue um. Ein Nachbar klopft und macht Geschrei: „A Ruah mit dera Fluacherei!“ Und plötzlich stockt der Aufbau, weil jetzt brauche ich das eine Teil, das ich am Anfang gleich verbaut hab, weil ich nicht auf das Bild geschaut hab. Viel besser wäre wohl gewesen, erstmal die Anleitung zu lesen. Ich hab jetzt – das ist auch ganz cool – ‘nen hochmodernen Liegestuhl.